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Ansätze zur Kostenreduktion

Ansätze zur Kostenreduktion beim FttB-Ausbau

Der Aufbau eines flächendeckenden Glasfaser-Anschlussnetzes ist aufwändig und erfordert in nahezu jeder Straße Tiefbauarbeiten, um die benötigte Leerrohrinfrastruktur bis an den Hausanschluss zu bringen. Nur in Neubaugebieten ist der zusätzliche Aufwand gering, da dies einschließlich der Hausanschlüsse zusammen mit den Versorgungs-Anschlüssen für Strom, Gas und Wasser erfolgen kann. Vor der Verlegung von Leerrohren für ein passives Anschlussnetz ist ein technischer „Masterplan“ zu erstellen, der in Form eines Netzplans für das Ausbaugebiet die Positionen für die Anbindung an ein überregionales Backbone-Netz enthält, die Glasfaser-Knotenstationen („Glasfaser-PoP“) und Unterverteiler, Trassenverläufe auf Straßenzugsebene und Konfektionierung von Micro-Leerrohrbündeln sowie Informationen über Verzweigungen und Muffen. Beim Bau der Leerrohrtrassen ist eine präzise Dokumentation in einem GIS-System erforderlich, um den späteren Infrastrukturbetrieb sicherzustellen (Leerrohr-Kataster). Die Kosten für eine qualifizierte Netzplanung sind erheblich und können auch für eine Mittelstadt leicht über € 200.000 hinausgehen. Für eine solche Planung ist zudem ausreichend Zeit zu berücksichtigen, ein Jahr kann für eine flächendeckende Planung schnell anfallen.

Die Kosten für die Errichtung von FttB-Netzen werden zu ca. 70% bestimmt von den Tiefbaukosten für die Verlegung der Anschlussnetze bis zum Hausabschluss im Keller. Dabei ist vom Knoten (PoP) oder Unterverzweiger je ein eigenes LWL-Kabel zu jedem Hausanschluss zu führen. Die Verlegung der Kabel erfolgt idealerweise in einzelnen Microducts als Schutzrohren (Standard-Leerrohre kommen für eine Verlegung in Anschlussnetzen in der Regel nicht in Betracht). Die Bündel der Microducts werden durch die Straßen verlegt, über strategische Muffen bei Abzweigungen aufgeteilt und in Schächten zugänglich gemacht. Je nach Topographie und Bodenklassen liegen die Kosten nur für einen Hausanschluss (ohne Anlauf- und Verteilnetz) im Durchschnitt bei € 600 bis 3.000. Im Einzelfall streuen die Kosten in weitem Rahmen. Verfestigte Oberflächen (Befahrbarkeit für LKW) erhöht die Verlegekosten nicht unerheblich. Da in Gewerbegebieten ein Durchschießen der Faser von der Straße bis zum Gebäude oft nicht möglich ist, weil die Entfernung von der Grundstücksgrenze bis zum Hausanschluss öfter über 20 Meter beträgt oder LKW-befahrbare verdichtete Oberflächen anzutreffen sind.

Besteht die Möglichkeit, das Anschlussnetz im Beilauf zu anderen Tiefbaumaßnahmen (z.B. gleichzeitig mit Sanierungsarbeiten) zu verlegen, sinken die Kosten erheblich. Zusätzlich zu den Leerrohren werden in regelmäßigen Abständen Schächte benötigt, die einen leichten Zugang zu dem Leerrohrbündel ermöglichen. Je Straßenzug sollten mindestens zwei Schächte eingeplant werden, für die jeweils Kosten in Höhe von ca. € 1.500 anzusetzen sind. Der Netzabschluss beim Verbraucher ist so zu planen, dass die hausinterne Infrastruktur leicht angeschlossen werden kann. Für den eigentlichen Hausanschluss sind ca. € 350 einzuplanen, wobei diese fallweise im Rahmen eines Baukostenzuschusses oder einer Einmalzahlung vom Eigentümer geleistet werden.

Liegen in einem Ausbaugebiet mehrere räumlich getrennte Anschlussnetze, so wird ein regionales Backbone-Netz benötigt, das die PoP's oder Unterverteiler untereinander und über den Knoten mit dem überregionalen Backbone verbinden. Für den Unterverteiler können inklusive Installation und Stromanschluss Kosten in Höhe von € 30.000 anfallen, während für den Haupt-Knoten ca. € 150.000 anzusetzen sind. Aus Redundanzgründen sind zwei getrennte Knoten erforderlich. Bei der Verlegung des Backbone-Netzes, das aus Redundanz-Gründen als Ring ausgelegt sein sollte, fallen Verlegekosten an, die je nach Bodenklasse in einem größeren Maße unterschiedlich sein können. Bei einer einer Verlegung ohne versiegelte Oberfläche, z.B. m Randstreifen der Fahrbahn, ist mit ca. € 80 pro Meter zu rechnen. In einem Kreisgebiet kommen für einen Backbone-Ring schnell 100 Kilometer zusammen und falls keine nutzbaren Infrastrukturen zur Verfügung stehen, lägen die Kosten alleine für den Backbone-Ring in diesem Fall bei ca. € 8 Mio.

Das Anlaufnetz bzw. der Backbone-Ring benötigt mindestens eine, aus Redundanz-Aspekten besser zwei unabhängige Anbindungen an ein nationales Weitverkehrs-Backbone. Sofern noch nicht vorhanden, sind hierfür zusätzliche Kosten für die Verlegung von Standard-Leerrohr in Höhe von € 80 pro Meter zu rechnen. Die Glasfaserkabel selber werden in der Regel erst kurz Inbetriebnahme des Netzes eingeblasen oder eingezogen. Je Meter Glasfaserkabel mit mehreren Fasern sind Kosten von ca. € 2,50 anzusetzen. Im Backbone-Ring sind im Falle einer wahrscheinlichen Mehrfachnutzung der Leerrohre ca. € 4,50 pro Meter anzusetzen. Nicht zu Vergessen sind bei der Kostenplanung die anfallenden Spleißungen der Glasfaserkabel, die mit jeweils ca. € 8,00 eingerechnet werden können.

Bei einem Netzaufbau über einen längeren Zeitraum fallen die Kosten für die Glasfaser-Kabel, das Einziehen und Spleißen erst vor der Inbetriebnahme an. Auch die Aufstellung von Unterverteilern und Glasfaser-Knoten können in der Regel bis zu diesem Zeitpunkt verschoben werden. Auf diesem Wege können Teile der Investitionskosten bis kurz vor den Zeitpunkt der Erzielung erster Umsätze verschoben werden.

Zu den Investitionskosten für das Anschlussnetz kommen die Kosten für die Beleuchtung der Fasern, die Anbindung an Dienste-Plattformen und die Anmietung  von Backbone-Kapazität. In der Regel werden diese Kosten von dem Netzbetreiber übernommen, der das Anschlussnetz anmietet. Auch ein passives Anschlussnetz braucht Wartung und laufende Überwachung neben der Bereitschaft zur Beseitigung von Störungen. Da Leerrohre gasdicht sein sollten, ist eine jährliche Dichtigkeitsüberwachung sinnvoll, um auftretende Schäden frühzeitig zu erkennen. Neben Service und Wartung sind auch die Aufwendungen für administrative Aufgaben wie Rechnungsstellung, Buchhaltung und Jahresabschluss zu berücksichtigen.

 Im Hinblick auf die hohen Investitionskosten für die Verlegung von Leerrohrinfrastrukturen zu allen Hausanschlüssen sollten alle Möglichkeiten zur Senkung der Kosten oder zur schnellen Amortisation genutzt werden. Da nicht davon auszugehen ist, dass die Kosten durch öffentliche Subventionen erbracht werden und dies auch nicht wünschenswert erscheint, sollten die möglichen Optionen genutzt werden.

  • Trennung von Netz und Diensten 

 Der flächendeckende Glasfaser-Ausbau wird daher erstmals im Telekommunikationsmarkt in großem Stile arbeitsteilig erfolgen müssen mit Infrastrukturbetreibern als Partner, die sich auf passive Infrastrukturen beschränken. Andere Wertschöpfungsstufen sind der Betrieb der aktiven Netzkomponenten und die Bereitstellung von Diensten über das angemietete Anschlussnetz. Mit einer durch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen bedingten Auftrennung der Wertschöpfungskette wird einer der Konstruktionsfehler der Poststrukturreform II beseitigt und das Netz von den Diensten getrennt.

 Der Betrieb passiver Anschlussnetze entspricht im Geschäftsmodell der Entwicklung von Gewerbeimmobilien oder dem Betrieb von Versorgungsnetzen für Strom, Gas oder Wasser. Entsprechend kommt Stadtwerken und Versorgungsbetrieben eine wichtige Rolle zu. Aber auch andere Arten von privatwirtschaftlichen Betreibern und Kreise oder Kommunen sind passende Kandidaten. Den Betrieb der aktiven Netzkomponenten können entweder technische Dienstleister erbringen oder die etablierten Netzbetreiber, die auch Dienste und Kundenmanagement übernehmen können. Die Aufteilung von passiven Netzen und aktiven Komponenten einschließlich der Dienste ermöglicht einen offenen Zugang („open access“) zur passiven Infrastruktur für unterschiedliche Dienstebetreiber im Wettbewerb. Somit können auch Dienstebetreiber am Markt agieren, die über kein eigenes Zugangsnetz verfügen. 

  • Nutzung von Synergien mit Tiefbaumaßnahmen

 Kommunen und kommunale Institutionen (z.B. Stadtwerke) können bei einer langfristigen Planung Synergien mit anderen Tiefbaumaßnahmen nutzen, die die Investitionskosten auf bis zu 15% der Vollkosten bei gesonderter Betrachtung senken kann. Die Kostenvorteile können nur realisiert werden, wenn in der Kommune eine übergeordnete Planung und eine langjährige Koordination mit allen Baulastträgern durch einen Breitbandkoordinator erfolgt. Statistisch gesehen wird jede Straße alle zehn Jahre einmal aufgebrochen. Sobald größere zusammenhängende Gebiete ausgebaut sind, können diese interessierten Netzbetreibern im Rahmen eines transparenten Auswahlverfahrens angeboten  werden. 

Im Idealfall stehen die zukunftssicheren Anschlussnetze fertig zur Verfügung, wenn die derzeitigen Infrastrukturen ihre Kapazitätsgrenzen erreichen werden. Leerrohre und Glasfaserleitungen haben Lebensdauern von über 50 Jahren, so dass eine ausreichende Nutzungszeit gegeben ist. Auch bei einer Verlegung unter Nutzung von Synergien sollten Amortisationszeiten von zehn bis zwanzig Jahren nach Vermietung an einen Netzbetreiber angesetzt werden. Sollte sich später die Notwendigkeit ergeben, Glasfaserleitungen auszutauschen, bedeutet dies bei den gängigen Leerrohrsystemen keinen größeren Aufwand, so dass sichergestellt werden kann, dass die erstellten Leerrohrinfrastrukturen über eine langen Zeitraum genutzt werden können. Der Aufbau eines Glasfaser-Anschlussnetzes in einer Region erfordert eine sorgfältige Planung und ein stimmiges Konzept, das auf Grund der unterschiedlichen Voraussetzungen individuell ausgestaltet und optimiert werden muss. 

Wenn sich eine Kommune zum Aufbau eines Glasfaser-Anschlussnetzes im Beilauf zu anderen Tiefbaumaßnahmen entschließt, ist für die Zeit des in der Regel gut zehnjährigen Aufbaus eine auskömmliche Brückentechnologie erforderlich. Die Vectoring-Technologie ist hierfür eine geeignete Lösung. Zwar hat die Deutsche Telekom angekündigt, in den nächsten vier Jahren große Teile Deutschlands mit Vectoring auszubauen, damit die alten für die reine Telefonie (POTS) benötigten analogen Netze abgeschaltet werden können. Aber welche Anschlussbereiche ausgebaut werden, entscheidet sich erst ein Jahr vor der Umsetzung, so dass nicht sicher ist, welche Anschlussbereiche erst später oder vielleicht gar nicht ausgebaut werden. Zudem können sich auch bei der Deutschen Telekom Strategien ändern, wie sich schon bei den FttB-Ausbauplänen gezeigt hat.

Wie auch bei der Sicherstellung der Grundversorgung sollten Kommunen selber aktiv werden, um eine gute Brückenlösung zu schaffen. Hierfür sind Informationen zur Versorgungssituation und vorhandener Infrastrukturen zu beschaffen und aufzubereiten. Nach Gesprächen mit Netzbetreibern ist gegebenenfalls eine Bedarfsbündelung zu leisten, damit ein Ausbau für einen Netzbetreiber wirtschaftlich wird. Über eine Markterkundung und ein Auswahlverfahren können dann konkrete und verbindliche Angebote eingeholt werden. 

  • Einsatz eines Breitbandkoordinators 

Die laufende Weiterentwicklung der Breitbandversorgung und die Umsetzung eines Next-Generation-Network (NGA) Konzeptes ist eine komplexe Aufgabe, für die je nach den Voraussetzungen individuelle Lösungen erarbeitet werden müssen. Musterlösungen, die auf einfachem Wege übertragen werden können, gibt es dabei nicht.

Gleichzeitig sind die analysierenden und konzeptionellen Vorarbeiten langwierig unter Abstimmung mit zahlreichen Beteiligten innerhalb und außerhalb der Verwaltung. Um weg vom bisherigen reaktiven und auf den Einzelfall bezogenen Vorgehen hin zu einem proaktiven, vorausschauenden und systematischen Handeln zu kommen, sollte die Funktion eines Breitbandkoordinators geschaffen werden. Gegenüber Dritten trifft er keine Entscheidungen oder Vorfestlegungen, schafft aber die Voraussetzungen für Entscheidungen im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung. Der Breitbandbeauftragte übernimmt Querschnittsaufgaben für den Kreis / die Kommune und koordiniert extern und intern zu erbringenden Leistungen im Zusammenhang mit der Breitbandversorgung. Für eine Mittelstadt reicht eine Teilzeitstelle aus, sofern keine über die Koordination und Konzeption von NGA-Netzen und die Zusammenarbeit mit Netz- und Dienstebetreibern hinausgehenden Aktivitäten geplant sind.

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